Friedenskonferenz: Die Gewerkschaften sind ein Kraftquell für die Friedensbewegung

Reiner Braun wird auf der Friedenskonferenz in Stuttgart gemeinsam mit Özlem Demirel, Michael Erhardt und Wolfgang Däubler über die Perspektiven von Gewerkschaften und Friedensbewegung sprechen. Wir haben mit dem ehemaligen Direktor des International Peace Bureau vorab gesprochen.

Friedenskonferenz: Die Gewerkschaften sind ein Kraftquell für die Friedensbewegung
Bild: Ferran CornellàReiner Braun. Nein zu Kriegen 2023 02CC BY-SA 4.0

BAG Betrieb & Gewerkschaft: Reiner, du wirst an der Gewerkschaftskonferenz für den Frieden teilnehmen, die vom 14.-15. Juni in Stuttgart stattfinden wird. Wie wichtig sind die Gewerkschaften für die Friedensbewegung?

Reiner Braun: Die Arbeiterbewegung war historisch und ist aktuell - wie schwach auch immer - ein zentraler Teil der Friedensbewegung und die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften ein Kraftquell für die Friedensbewegung. Die organisierte Kraft der Gewerkschaften, der Millionen, die die Werte dieser Gesellschaft schaffen, ist unverzichtbar.

Du warst viele Jahre Direktor des International Peace Bureaus und bist ein Urgestein der internationalen Friedensbewegung. Wie nimmst du aktuell die Diskussion in den Gewerkschaften zur Friedensfrage wahr?

Es ist gut, dass es die kontroverse Debatte in den Gewerkschaften zu Frieden sowie beeindruckende Basisaktivitäten gibt. Trotzdem bin ich enttäuscht. Die Stillhaltepolitik der Gewerkschaftsführungen, sich nicht aktiv für Diplomatie und gegen den Krieg in der Ukraine zu engagieren, ist mehr als bedauerlich. Selbst die eigenen aus meiner Sicht unzulänglichen Beschlüsse des ver.di- und IGM-Kongresses werden real nicht umgesetzt. Der Burgfrieden schwächt meiner Meinung nach beide: die Gewerkschaften und die Friedensbewegung. Das aktuelle Positionspapier von IG Metall, SPD-Wirtschaftsforum und Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) "Verteidigungsindustrie zukunftsfähig machen" ist einfach unterirdisch.

Kriege sind Klimakiller Nummer 1. Müsste es nicht auch vielmehr Diskussionen zwischen Friedensbewegung, Gewerkschaften und Klimabewegung geben?

Dazu müsste von allen Seiten erst einmal aktiv antizipiert werden, dass Militär der größte Klimakiller ist und Kriege nicht nur dramatisch die Umwelt zerstören, sondern auch eine deutliche Erweiterung von CO2-Emissionen bedeuten. Wer wirklich das Klima retten will, muss Frieden schaffen. Oder glaubt irgendjemand, dass in einem Klima von Kriegen, Konfrontation und Hochrüstung international kooperativ das Paris Abkommen umgesetzt werden kann, sowie die dringend notwendigen finanziellen Ressourcen bereitgestellt werden? Ein deutliches Ja zu mehr gemeinsamen Aktionen wäre notwendig. Aber auch hier gilt, was einst Willi Brandt gesagt hat: „Ohne Frieden ist alles nichts“.

Herzlichen Dank für das Gespräch!