„Als Sozialist weiß ich, an wessen Seite ich stehe!“

Alexander Kauz war 20 Jahre Betriebsrat und ist bis heute aktiv in der IG Metall und dem DGB im Kreisverband Emmendingen. Auf dem Parteitag kandidiert er für den Vorstand von Die Linke. Was ihn antreibt, hat er uns erzählt.

„Als Sozialist weiß ich, an wessen Seite ich stehe!“
Bild: Alexander Kauz

BAG Betrieb & Gewerkschaft: Welche Erfahrungen aus deiner Gewerkschaftsarbeit willst du in die Arbeit im Parteivorstand einbringen?

Alexander Kauz: Ich war 20 Jahre Betriebsrat, davon sechs Jahre Vorsitzender. Als Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie hatten wir eine schwierige Transformation vom Produktionsbetrieb zum Entwicklungsstandort durchzumachen. Das brachte viele Tränen und soziale Schicksale mit sich. Mit einer starken IG Metall an der Seite konnten wir zwar die Produktionsverlagerung nach Asien nicht verhindern, aber mit starken Sozialplänen vielen Kolleg*innen eine neue Perspektive eröffnen.

Das klingt nach einem großen Einschnitt. 

Allerdings, damit war auch ein spürbarer Rückgang des Organisationsgrades im Unternehmen verbunden. Je besser das Entgelt, desto näher standen die Kolleg*innen der bürgerlichen Betriebswirtschaftslehre als dem Bewusstsein, dass auch sie abhängig Beschäftigte sind und der Börsenkurs über Ihr Sein oder Nichtsein entscheidet. Meine Gewerkschaft, die IG Metall, erlebte ich als sehr solidarische Gewerkschaft. Allerdings macht mir heute Sorge, ja wir müssen aufpassen, denn das Gift von rechtem Hass und rechter Hetze ist selbst in unseren Reihen spürbarer geworden. Deshalb sollte sich der neue PV bei allen zukünftigen Entscheidungen die Frage nach dem Nutzen für die abhängig Beschäftigten in unserem Land stellen. Damit meine ich ausdrücklich nicht ein "Weiter so" im Rahmen der "Sozialpartnerschaft" im fossilen Kapitalismus.

Wie können wir uns als Partei besser in Gewerkschaften verankern und wie können wir den Genossinnen und Genossen deutlicher machen, welche Rolle Gewerkschaften bei gesellschaftlichen Veränderungen spielen?

Als Linker stehe ich an Seite der Tarifkämpfe und vertrete die Ansicht, dass Unternehmen viel zu wenig vom erzeugten gesellschaftlichen Mehrwert an die Beschäftigten und Gesellschaft zurückgeben. Wir müssen es wieder schaffen, dass Gewerkschaften – viel mehr als in den letzten Jahren – darauf vertrauen können, dass wir für sie ein verlässlicher Partner sind. Die Transformation des fossilen Kapitalismus stellt Gewerkschaften vor eine Herkulesaufgabe. Die Industrie erwartet, dass der Umbau durch die Gesellschaft finanziert wird. Genau an dem Punkt sind wir gefordert, die laute Stimme an der Seite der Arbeiter*innen zu sein, die klar ausspricht, dass die Industrie mit Ihrem Profit- und Wachstumsstreben das Weltklima an die Wand gefahren hat. Dafür haben sie jetzt die Zeche zu bezahlen. Das ist Klassenkampf. Als Sozialist weiß ich, an wessen Seite mein Platz ist. Mit Blick auf unsere Genoss*innen stelle ich fest, dass gerade viele Junge nicht Mitglied einer Gewerkschaft sind. Als sozialistische Partei müssen wir verstärkt dafür werben, tretet in Gewerkschaften ein. Denn in Eurer Arbeitswelt der Zukunft braucht es starke Gewerkschaften, die "Gute Arbeit", egal in welchem Sektor, auch in Zukunft garantieren.

Welches sind aus deiner Sicht die zentralen Themen für die Partei in den nächsten beiden Jahren?

  1. Frieden: Abrüstung, Konversion der Rüstungsindustrie und Beendigung der Kriege durch Verhandlungen und Diplomatie. Wir brauchen keine Kriegstüchtigkeit, sondern Friedensfähigkeit. Die Bundeswehr hat außerhalb unserer Landesgrenzen nichts zu suchen. Verteidigung endet an der Landesgrenze. Alles andere ist versteckte oder gar offene Aggression. Aus diesem Grunde habe ich keinerlei Sympathie für Militärbündnisse und möchte diese durch eine zu schaffende Sicherheitsarchitektur ersetzt wissen.
  2. Soziale Gerechtigkeit und Daseinsfürsorge: bei Bildung, Gesundheit und Pflege, eine Rente von der man in Würde im Alter leben kann. Dafür müssen wir die laute Stimme für eine Reaktivierung der Vermögenssteuer sein. Die schamlose Umverteilung von Unten nach Oben hat ein Ende zu finden.
  3. Klimawandel: Die weltweiten dramatischen Wetterereignisse zeigen uns fast jeden Tag, wo die Menschheit derzeit steht. Von 25 irreversiblen Kipppunkten haben wir bereits 16 am Kippen bzw. gerissen. Klimaschutz ist deshalb für mich eine globale soziale Aufgabe. Ich selbst bin fest davon überzeugt, dass ein auf Wachstum und auf steigende Profite bauender Kapitalismus unfähig ist, diesen gordischen Knoten zu durchschlagen. Aus diesem Grunde müssen wir uns für die Zukunft viel intensiver Gedanken zu ökonomischen Alternativen machen.

Vielen Dank für das Gespräch!

ℹ️
Das Bewerbungsschreiben von Alexander findet ihr hier: Kandidatur Alexander Kauz