An die Beschäftigten von H&M und ihre Interessenvertretungen
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
mit Entsetzen haben wir zur Kenntnis genommen, dass H&M sich bundesweit von 800 Beschäftigten trennen will. 116 Standorte sind in Deutschland betroffen. Dabei hat der Konzern vor, sich insbesondere von jungen Müttern und Menschen mit Schwerbehinderung zu trennen.
Dieses Verhalten ist an Verantwortungslosigkeit kaum zu überbieten! Letztes Jahr nannte man euch zu Recht Heldinnen und Helden, denn ihr habt trotz Pandemie die Läden am Laufen gehalten und trotz widriger Bedingungen euren Job gemacht. Doch davon will man jetzt nichts mehr wissen, ganz im Gegenteil: Der Wunsch sich gerade von den Beschäftigten zu trennen, die besonders schützenswert sind, ist zu verurteilen. Aus Sicht des Unternehmens will man ausgerechnet diejenigen loswerden, die nicht so flexibel sind, wie man es in der Konzernzentrale gerne hätte. Während Kinder gerne als Werbeträger von Plakaten lächeln dürfen, sind ihre Mütter als Angestellte nicht erwünscht. Auch dem gesellschaftlichen Ziel von Inklusion und dem Recht auf Teilhabe sagt H&M mit dieser Entscheidung den Kampf an.
Wir, die Bundessprecherinnen und Bundessprecher der AG Betrieb & Gewerkschaft der Partei DIE LINKE verurteilen dieses Agieren aufs Schärfste und solidarisieren uns mit euch und euren Interessenvertretungen. Jetzt bedarf es eines starken Zusammenhalts der Belegschaft und ein deutliches Zeichen unserer Gesellschaft, solch inakzeptablen Vorstößen einen Riegel vorzuschieben.
Wir erwarten, dass H&M seiner Verantwortung nachkommt und die Zukunft des Unternehmens gemeinsam mit euch gestaltet. Hierzu muss H&M mit euren Betriebsräten vor Ort in den einzelnen Filialen und eurem Gesamtbetriebsrat zusammenarbeiten. Die Corona-Pandemie als Begründung für die Rationalisierung heranzuziehen, ist infam. Durch das Kurzarbeitergeld wird auch H&M in dieser Pandemie von den Personalkosten entlastet. Worum es eigentlich geht, ist die Umstrukturierung des Unternehmens auf euren Rücken. Zusammen mit eurer Gewerkschaft ver.di fordert ihr euren Arbeitgeber zu Verhandlungen über einen Digitalisierungs-Tarifvertrag auf. Zeigt H&M eure Stärke und kämpft mit eurer Gewerkschaft für ein Zukunftskonzept, für Beschäftigungssicherung und für gute und gesundheitsförderliche Arbeitsplätze.
Uns könnt ihr an eurer Seite dabei wissen.
Mit solidarischen Grüßen
Bundessprecherinnen und Bundessprecher der AG Betrieb & Gewerkschaft
Hier gibt es die Soli-Erklärung als pdf zum Download:
Artikel wurde am 22. Dez. 2024 gedruckt. Die aktuelle Version gibt es unter https://betriebundgewerkschaft.de/erklaerungen-und-beschluesse/2021/02/an-die-beschaeftigten-von-hm-und-ihre-interessenvertretungen/.