"Ich kämpfe für mehr soziale Gerechtigkeit in Thüringen."
Michael Lemm ist Gewerkschaftssekretär in Thüringen. Bei der bevorstehenden Bundestagswahl tritt er für Die Linke als Direktkandidat an. Wir haben mit ihm über die Gründe seiner Kandidatur, seine politischen Ziele und den Nutzen des Betriebsverfassungsgesetzes gesprochen.
BAG Betrieb & Gewerkschaft: Michael, du bist für Die Linke Direktkandidat im Wahlkreis 189 in Thüringen. Was motiviert dich, für den Bundestag zu kandidieren?
Michael Lemm: Wir sind an einem Punkt, an dem ich befürchte, von einem BlackRock-Manager und einem CumEx-Banker-Freund regiert zu werden. Die einzige Partei, die gegen diese unheilige Allianz eine wirkliche Opposition sein kann, sind wir, Die Linke! Es ist an uns, den Kontrapunkt zu setzen und uns gegen Sozialabbau und eine Politik für die oberen Zehntausend zu stellen. Dies ist es, was mich motiviert. Denn wenn wir es nicht machen, macht es niemand.
Du bist aktiver Gewerkschafter und arbeitest als Gewerkschaftssekretär beim DGB in Thüringen. Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Wir brauchen eine faire und menschliche Politik. Wir brauchen mehr Mitbestimmung in den Betrieben, eine Stärkung der Selbstverwaltung im Handwerk, mehr Tarifbindung und gute Arbeitsbedingungen.
Wir brauchen eine Rente, von der man leben und vor allem eine Rente, die man erreichen kann.
Wir brauchen einen ÖPNV, den man sich leisten kann und ein günstiges Ticket für junge Menschen. Wir brauchen einen Armut überwindenden Mindestlohn, mehr Investitionen in Bildung und Infrastruktur und eine Migrationspolitik, in der jeder Mensch eine echte Chance bekommt, in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt anzukommen.
Wäre die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein Bereich, an dem du gern im Bundestag schwerpunktmäßig arbeiten wollen würdest?
Ja, natürlich, das sind die Themen, für die ich brenne. Ich bin seit über 30 Jahren gewerkschaftlich organisiert und aktiv. Als Gewerkschafter bin ich in vielen Regionen Thüringens unterwegs und habe die Probleme in den unterschiedlichsten Branchen kennengelernt.
Wie genau würdest du das angehen?
Wir müssen Regelungen finden, um Tarifbindung und Mitbestimmung zu stärken. Uns allen sollte klar sein, dass die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dies nicht unwidersprochen hinnehmen werden. Dafür müssen wir den Druck im Parlament und auf der Straße erhöhen. Gemeinsam mit den Gewerkschaften und den Beschäftigten.
Du bist aktiver Gewerkschafter. Brauchen wir mehr Gewerkschafter im Parlament, damit die Welt der Arbeit wieder stärker in den Fokus rückt?
Ja, und zwar ausdrücklich. Gerade 5 Prozent der Parlamentarierinnen und Parlamentarier im Deutschen Bundestag sind keine Akademikerinnen und Akademiker. Dies erklärt auch einen Großteil der Beschlüsse und Diskussionen. Wir müssen unsere Themen stärker in den Focus der Politik rücken. Diskussionen zum Beispiel über eine Erhöhung des Renteneintrittsalters würden in einem Bundestag, in dem mehr Arbeiterinnen und Arbeitern sitzen, ganz anders geführt werden.
Letzte, private Frage: Hast du ein Lieblingsbuch und wenn ja, Worum geht es darin?
Lieblingsbuch ist vielleicht zu viel gesagt, aber das Buch, welches ich am meisten in der Hand gehalten habe und welches mir die meisten Fragen beantwortet hat, ist das Betriebsverfassungsgesetz.
Wir danken dir für das Interview, Michael, und wünschen dir viel Erfolg im Wahlkampf.
Artikel wurde am 22. Dez. 2024 gedruckt. Die aktuelle Version gibt es unter https://betriebundgewerkschaft.de/politik/2024/12/ich-kampfe-fur-mehr-soziale-gerechtigkeit-in-thuringen/.