„Ich möchte, dass die Polizei aber auch für Polizisten selbst wieder attraktiver wird.“
Frank ist Kriminalbeamter, engagiert in der GdP und im Hauptpersonalrat der Thüringer Polizei. Er tritt für Die Linke im Altenburger Land für den Bundestag an und ist auf Platz 4 der Landesliste. Was ihn antreibt und was wieder mehr der Schwerpunkt polizeilicher Arbeit sein muss, hat er uns erzählt.
BAG Betrieb & Gewerkschaft: Frank, du bist für Die Linke der Direktkandidat im Wahlkreis 194, also in Gera, Greiz und im Altenburger Land. Was motiviert dich, für den Bundestag zu kandidieren?
Frank Tempel: In erster Linie die soziale Situation im Land. Ich lebe in einer Region, in welcher die Einkommen sowohl der Kommunen, als auch der Bürger weit unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Während jetzt viele Bürger bereits ernsthaft sorgen, wie sie am Monatsende ihre Lebenshaltungskosten noch stemmen sollen, geht die politische Debatte auf einen drastischen Sozialabbau zu. Gibt es keine LINKE Stimme im Bundestag, wird es gegen diesen Sozialabbau keine Gegenwehr geben.
Du bist aktiver Gewerkschafter in der GdP, der Gewerkschaft der Polizei. Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Ich möchte eine Debatte anstoßen, welche den Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit wieder mehr auf das Helfen, auf das 'Da Sein' für die Menschen setzt. Der Fokus gegenwärtig, auf das Durchsetzen von Recht und Ordnung beinhaltet ein Obrigkeitsdenken, welches durchaus mit den demokratischen Prinzipien wie dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz in Konflikt gerät. Ich möchte aber auch, dass die Polizei für Polizisten selbst wieder attraktiver wird. Statt mehr Befugnissen fordere ich als Gewerkschafter mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Statt für neue Bewaffnung streite ich für eine schnellere Digitalisierung, um moderne Arbeitsplätze sicherzustellen.
Wäre die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in dem Bereich, aus dem du kommst, ein Bereich, an dem du gern im Bundestag schwerpunktmäßig arbeiten wollen würdest?
Ja, so wie ich das bereits einmal als Mitglied des Bundestages getan habe, als ich sehr eng mit den Personalvertretungen zusammengearbeitet habe. So habe ich mir z. B. nicht nur Vorzeigedienststellen, neu und herausgeputzt – angesehen, sondern bin auch Tipps von Personalräten nachgegangen, um marode, von Schimmel befallene Dienststellen zu besuchen.
Wie genau würdest du das angehen?
Weisheit entsteht nicht am Schreibtisch. Ein Gewerkschafter im Bundestag muss mit seiner Gewerkschaft, mit den Beschäftigten in ständiger Kommunikation bleiben – und das eben nicht nur zu den offiziellen Anlässen. Auf einem Gewerkschaftstag hört man viel schöne Botschaften. Was ich für eine gute politische Arbeit brauche, erfahre ich dann in der Regel beim Kommunikationsabend danach.
Du bist aktiver Gewerkschafter und Mitglied des Personalrates. Brauchen wir mehr Gewerkschafter im Parlament, damit die Welt der Arbeit wieder stärker in den Fokus rückt?
Selbstverständlich. Die Unternehmen sind nicht nur durch Abgeordnete, sondern vor allen durch mächtige Lobbyvertreter der Unternehmen im Parlament vertreten. Deren Sichtweise ist wichtig, aber nicht wichtiger als die Sichtweise der Gewerkschaften und Berufsvertretungen. Entsteht hier ein Ungleichgewicht, führt das zwangsläufig zu interessensgeleiteten Verwerfungen mit Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft.
Letzte, private Frage: Hast du ein Lieblingsbuch?
Das wäre "Faust. Der Tragödie erster Teil" von Johann Wolfgang von Goethe.
Vielen Dank für das Interview, Frank. Wir freuen uns über deine Kandidatur und wünschen dir für den Wahlkampf viel Erfolg.
Artikel wurde am 5. Feb. 2025 gedruckt. Die aktuelle Version gibt es unter https://betriebundgewerkschaft.de/politik/2025/01/ich-mochte-dass-die-polizei-aber-auch-fur-polizisten-selbst-wieder-attraktiver-wird/.