Arbeitszeitverkürzung und Entlastung

Die Work-Life-Balance rückt zunehmend in den Fokus von Tarifpolitik. Jerome Frantz von der Gewerkschaft NGG zeigt anhand von zwei Umverteilungskämpfen, wie eine umfassende Entlastung und bessere Verteilung der Arbeitszeit konkret realisiert werden kann.

Arbeitszeitverkürzung und Entlastung
Foto von Martin Adams / Unsplash

In den letzten Jahren ist das Thema Arbeitszeitverkürzung wieder in den Fokus tarifpolitischer Diskussionen gerückt. Der zunehmende Druck auf die Arbeitnehmer*innen durch hohe Arbeitsbelastung, lange Arbeitszeiten und mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben macht die Forderung nach einer gerechteren Arbeitszeitverteilung dringlicher denn je. Tarif- und betriebliche Regelungen bieten hier konkrete Ansätze, wie eine umfassende Entlastung und eine bessere Verteilung der Arbeitszeit realisiert werden können.

An dieser Stelle seien nur zwei von mittlerweile vielzähligen Beispielen erwähnt: So hat die IG Metall 2018 bereits mit dem sogenannten "T-ZUG" eine innovative Lösung geschaffen, die in den letzten Jahren zur Verbesserung der Arbeitszeitflexibilität und der Vereinbarkeit von Arbeit und Leben beigetragen hat. Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat bereits im Rahmen von Haustarifverträgen Modelle entwickelt, die Entlastung mit einem handfesten Mitgliedervorteil für Gewerkschafter*innen vorsieht. Durch Aufstockung der erwirtschafteten Freizeitansprüche durch den Arbeitgeber kann man hier getrost von Umverteilung im kleinen Stil exklusiv für Gewerkschafter*innen sprechen.

Diese tariflichen Regelungen sind Beispiele für den aktuellen Trend der Arbeitszeitverkürzung als eine der zentralen Forderungen im Bereich der Umverteilung. Es geht dabei nicht nur um eine gerechtere Verteilung von Arbeit und Wohlstand, sondern auch um die Schaffung eines gesünderen und nachhaltigeren Arbeitsmarktes, in dem Entlastung und gute Arbeitsbedingungen Hand in Hand gehen. Das diese Entlastung indirekt zu einer höheren Produktivität führt, ignorieren viele Unternehmen wissentlich.

Arbeitszeitverkürzung und Entlastung sind folglich nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftspolitische Ziele, die die Kraft und die Motivation der Arbeitnehmer*innen langfristig fördern können. Die Aufgabe der Die Linke ist es dabei, steuer- und ordnungspolitische Voraussetzungen zu fordern bzw. zu schaffen, um den Gewerkschaften eine für die Beschäftigten möglichst günstige Umsetzungsstrategie zu ermöglichen. Dabei besteht die unabdingbare Dringlichkeit, die Tarifbindung in Deutschland zu stärken – komme was wolle!

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Jerome Frantz ist Gewerkschaftssekretär bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und Geschäftsführer der NGG-Region Trier.
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Der Beitrag stammt aus der diesjährigen Mai-Ausgabe unserer Zeitung WELT DER ARBEIT, die ihr hier findet: Heraus zum 1. Mai (Mai 2025)